Eigentlich sollte dieser Eintrag gar nicht existieren, denn eigentlich sollte die Autorückgabe wie sonst auch immer nur mit ‘schnell und problemlos wurde das Auto zurückgegeben’ kurz im Heimfahrbericht erwähnt werden. War es aber nicht. Mein Freund hatte nach meinen Erzählungen von der Umtauschaktion schon ein ungutes Gefühl, das ich leider auch teilen mußte. Daher sind wir nicht erst kurz vor dem Abflug zu Alamo gefahren, sondern sind extra zu Mittag hingefahren. Er fährt mit seinem Auto auf den Kundenparkplatz, ich fahre mit dem Mietauto in die Rückgabespur. Schnell noch ein Foto vom Tacho, damit meine Gesamtstrecke dokumentiert ist. Gestartet bin ich am 2. September nachmittags mit 01090 Meilen am Tacho, bei der Rückgabe waren es dann 11397 Meilen. Habe ich also in den paar Miettagen 10307 Meilen (= 16588 km) hinter mich gebracht. Ein neuer Rekord!
Bald war auch ein ‘Autoabnehmer’ da, der was von 1000 Meilen faselte und meine Angabe von 10000 Meilen nur als Scherz aufnahm. Die Kommunikation war ohnehin schwer, mein Spanisch existiert quasi nicht und sein Englisch ist nicht viel besser. Jedenfalls sagt er noch, ich brauche eh nix zahlen und noch einen schönen Tag. Das Nix waren aber knappe 1800$ laut Bestätigungszettel. Also schnappe ich mir den Kerl bevor er zum nächsten Auto abrückt und meine, daß ich das nicht so gut finde. Er schickt mich zum Supervisor. Der steht am Rand und beobachtet das Treiben. Er spricht sogar Englisch. Er geht mit mir zu seinem Kabäuschen und tippt im Computer. Nach ein paar Sekunden meint er: Klar, im Computer ist der Gutschein und das Auto nicht verknüpft. Drum habe ich noch einen gültigen Gutschein, aber eben auch die horrende Rechnung (so viel hat das Auto für die guten 7 Wochen nicht gekostet, was sie jetzt für 23 Tage wollten!). Er kann das aber nicht verknüpfen, ich soll zum Customer Service Desk ins Haus gehen. Die machen das ganz schnell.
Am Weg zum Customer Service treffe ich meinen Freund und wir gehen beide zum Customer Service. Ein Mann namens Jesus will sich um das Problem kümmern. Er tippt und tippt und tippt. Er findet keinen Gutschein. Da muß ich mich wohl irren . Oder noch besser, ich soll ihm den Gutschein geben. Ich erkläre ihm, das geht eher schwer, denn den Gutschein habe ich schon dem Typen in Gainsville gegeben. Er tippt weiter und findet nix. Ich meine, ich hätte noch eine Kopie in der email. Er sieht glücklicher aus und meint, ich soll das doch gleich auf seinem Computer ausdrucken. Er startet http://www.gooogle.com und schiebt den Computer zu mir rüber. Ich frage ihn, was ich damit tun kann, denn meine emails sind (zumindest hoffe ich das) nicht auf google zu finden. Ich versuche halt mal unseren Webmailclient zu erreichen. Doch ach welch Problem, der Computer ist gar geknebelt. Ein Superpaßwort muß den Zugang ins echte weltweite Netz ermöglichen. Die Supervisorin wird gesucht, sie tippt das hochgeheime Paßwort ein und …. nichts. Unser Webmailclient liegt nicht auf Port 80. Drum Pech gehabt.
Er wird wieder melancholisch und tippt weiter. Ich komme auf die Idee, meinen email-Client am Handy zu bemühen. Auf der amerikanischen Wertkarte ist noch etwas Geld, mal sehen ob man damit auch online gehen kann. Das Zweithandy beginnt sein Werk und tatsächlich, ich komme an meine emails. Ich lade mir das PDF herunter, zeige es an und frage Jesus, welche Buchungsnummer oder sonstige Nummer er braucht. Er meint, er braucht einen Ausdruck. Das kann ich nun nicht mit meinem Handy bieten. Er meint, ich solle doch das PDF an seine private email-Adresse schicken. Dann könnte er das ausdrucken. Kaum weggeschickt (mit Edge keine Hektik, weil mein Zweithandy hat zwar UMTS, aber natürlich nicht die US-Frequenzen) holt er sich das PDF und druckt es aus. Wir stehen zu dem Zeitpunkt schon eine halbe Stunde bei Jesus. Der Mann draußen hatte den Gutschein ganz ohne Nummern in Sekunden…
Ich hoffe, das bringt den Durchbruch. Aber nein, alle Nummern werden von seinem System nicht anerkannt. Er liest den Gutschein durch und sein Gesichtsausdruck erhellt sich: Klar, das ist ein Fehler des Reisebüros! Der Gutschein ist für USA Comfort, nicht Alamo. Ich erkläre ihm mühsam, das Comfort das Versicherungspaket heißt, das man bei holiday autos bucht. Er glaubt es nicht. Ich verweise darauf, daß auch mein erster Gutschein so ausgesehen hat, er könnte doch da nachsehen. Aber den findet er natürlich auch nicht. Also starte ich wieder meinen Email-Client, suche auch den anderen Gutschein und schicke ihn wieder geübt an Jesus’ Privatadresse. Er druckt auch den Gutschein aus und siehe da, da steht das gleiche. Und dem Argument, daß ich damit problemlos das Auto genau hier in LAX abgeholt habe ist doch recht zugkräftig.
Er tippt wieder, meint der Mann in Gainsville hätte das doch erledigen sollen und es dauert und dauert. Ich erwähne, daß so ein Flugzeug nicht auf Passagiere wartet. Er tippt weiter. Irgendwann scheint er einen Entschluß gefaßt zu haben: Wild tippt er herum und meint, nun wäre es geklärt. Er druckt mir einen Zettel aus, wo drauf steht, ich hätte Kosten von knappen 1800 Dollar angehäuft und die werden mir erlassen. Kein Gutschein, kein nix. Ich bitte noch um einen Ausdruck mit korrekten Zahlen vom ersten Teil und auch den bekomme ich.
Nach deutlich über einer Stunde bei Jesus frage ich noch ganz unschuldig, wie ich als armer Kunde das in Zukunft vermeiden kann. Er meint nur, daß muß das Personal halt gleich beim Wechseln richtig eintippen. Ich nicke, glaube aber immer noch, daß Jesus nur nicht in der Lage war den Gutschein im Computer zu finden. Aber was soll’s, mir wurden meine ‘Schulden’ erlassen (und ich hoffe, das weiß dann auch meine Kreditkartenfirma).
Wir gehen zum Auto meines Freundes und sind happy, daß sie das Schild nicht ganz so ernst nehmen, denn dort steht, man darf nur eine Stunde stehen oder man wird sonst abgeschleppt. Nur an der Überschreitung der Stunde war wohl nur und Ausschließlich Alamo selbst schuld. Jedenfalls sind wir nach dem Fiasko wieder zum Haus meines Freundes gefahren. Die Frage, was wir sonst noch an dem Nachmittag mit herrlichstem Wetter machen sollten, hat sich damit geklärt. Der Spaziergang am Strand wurde Alamo und Jesus geopfert.