In den Carlsbad Caverns war ich schon einmal, aber das war mit einer ganz anderen Kamera und zweitens kann man dorthin sicher öfters fahren. Jedenfalls sind die Höhlen schon einige Meilen südlich des Campingplatzes, sodaß es auch ein wenig dauert, bis man dort ist. Geplant war eigentlich nur die Hauptrunde und dann noch irgendwas draußen (es gibt einen schönen Statepark und einen wunderbaren Wasserfall in der Nähe), aber einmal mehr änderten sich die Pläne on the fly:
Wer noch nie in den Carlsbad Caverns war, sollte mindestens einen ganzen Tag planen, der ist dann aber sehr voll. Man kann vom natürlichen Eingang in den ‘großen Raum’ gehen. Das dauert ca. eine Stunde. Das habe ich mir dieses mal gespart, denn der Weg ist nett aber nicht umwerfend (einmal sollte man sich das aber schon gönnen). Der Faule oder Wiederbesucher kann den großen Raum auch per Lift erreichen; das geht in einer Minute oder so.
Die Runde im ‘großen Raum’ dauert mindestens 1.5 Stunden. Der Raum ist wirklich groß und heißt nicht nur so. Also folgt mir auf der Runde und ich werde versuchen noch ein wenig darüber zu erzählen, was die Rangerin während der Führung so von sich gegeben hat (die Namen der Formationen habe ich mir ohnehin nicht gemerkt):
Entdeckt wurde die Höhle von Jim White, einem damals 16jährigen Hilfscowboy. Er war unterwegs und sollte Zäune reparieren. Als er so vor sich hinreitet, sieht er etwas, das aussieht wie eine Rauchwolke. Rauch und Feuer sind nie gut, also schaut er woher das kommt. Dann sieht er jedoch, daß der ‘Rauch’ gegen den Wind fliegt und das kommt ihm komisch vor. Also reitet er weiter auf die Quelle des Rauches zu und sieht, daß es Millionen Fledermäuse sind, die aus einem Loch im Boden aufsteigen. Wo so viele Tiere Platz finden, muß es ein großes Loch geben.
Daher ist er neugierig und kommt am nächsten Tag wieder. Ausgestattet mit einer Kerze und seinem Zaunflickzeug. Aus dem Zaunflickzeug baut er eine Drahtleiter, läßt diese in das Loch und klettert runter.
Dummerweise ist die Behelfsleiter zu kurz. Also hängt er sich unten dran und versucht mit den Füßen den Boden zu fühlen. Wieder nix.
Dann kommt es zu dem Moment wo sich die Geister scheiden. Die einen nennen es wahren Heldenmut, die anderen kindliche Dummheit. Er denkt, so tief kann das doch nicht sein und läßt einfachlos. Mindestens 3m tiefer findet er dann auch den Boden und bleibt wie durch ein Wunder unverletzt.
Das Loch fasziniert den Jungen, sodaß er immer wieder hingeht und weitere Untersuchungen durchführt. Zunächst dring er in den flachen Höhlenarm vor. Nur mit einer Kerze ‘bewaffnet’ sieht er nicht viel und er wundert sich nicht über den Gestank und den Gatsch unter den Füßen. Erst wie er nach oben sieht und mit der Kerze ein wenig Licht an die Decke bringt sieht er, daß er unter Tausenden von Fledermäusen steht und er durch zentimeterhohen Guano watet. Mahlzeit.
Also geht er in den anderen Arm, der auch heute noch als natürlicher Eingang bewandert wird. Zunächst muß er wohl eher ängstlich gewesen sein, denn die Namen der Formationen sind entsprechend gewählt: Hexenfinger, Teufels Ellenbogen, Teufels Sessel, Teufels Gesicht, …
Er ist bis in den ‘großen Raum’ und weiter vorgestoßen. Nur mit ein paar Kerzen, Seilen und Zaunmaterialien als Hilfsmittel. Die Orientierung mit so wenig Licht ist nicht so ganz einfach. Das ist auch der Hauptgrund, warum Formationen benannt werden: Ein Fels mit Namen ist leichter zu merken und man kann sich besser orientieren.
Irgendwann wollte der Junge dann auch anderen die Höhle zeigen. Nur wer glaubt schon einem Hilfscowboy und seinen Geschichten? Er hat viel versucht und endlich einen der wenigen Photographen überredet, mit ihm in die Höhle zu gehen. Der hat dann ein berühmtes Bild vom Königsraum gemacht (das kommt später), daß zwar verkehrt in der New York Times veröffentlicht wurde (wer weiß schon auf einem Foto was ein Stalagmit und was ein Stalagtit ist), aber der Höhle zur Berühmtheit verhalf.
Kurz darauf wurde die Höhle zum National Monument erklärt und National Geographics hat Geld zur Verfügung gestellt, damit man das ordentlich untersuchen kann.
Die Untersuchungen haben ein halbes Jahr gedauert und Jim White war mit dabei (wäre ja auch zu blöd, den einzigen, der das auswendig kann nicht mitzunehmen). Eine Leiter von damals liegt heute noch rum und sieht (auch wenn sie in besserem Zustand wäre) wenig einladend aus. Soll überlieferter Maßen auch damals einige abgeschreckt haben:
Unser Jim White war bei seinen Erkundungen auch nicht immer besonders vorsichtig und hätte das auch fast mit seinem Leben bezahlt. Im Nachhinein hat er die Geschichte wieder als Heldentat erzählt, aber schlau war es eben nicht:
Er war wieder in einem Raum unterwegs und hat seine Laterne einige Meter zurückgelassen, damit er sich einige Formationen aus der Nähe ansehen konnte. Da ging ihm das Öl aus und finster war es. In der Tasche fand er nur noch 3 Streichhölzer.
Sein Plan: Mit dem ersten Streichholz die Laterne finden, mit der zweiten das Öl nachfüllen und mit dem dritten die Laterne wieder anzünden. Also los. Mit dem ersten kam er nur bis in die Nähe der Laterne. Nach einigem Suchen fand er die Laterne dann in der Dunkelheit. Das zweite Streichholz zündete nicht. Also hat er die Laterne in der Dunkelheit nachgefüllt (und sich in Öl gebadet). Das dritte Zündholz funktionierte dann wieder und er schaffte es die Laterne wieder anzuzünden (und nicht auch gleich sich mit).
Kommen wir nun in die Gegenwart und damit zur Dummheit von Leuten. Die schönsten drei Räume waren früher Teil der Wanderung über den natürlichen Eingang. Nur haben die Leute soviel Zeugs abgebrochen, daß diese Räume komplett gesperrt wurden. Erst nach Jahren der Schließung wurden sie mit einer Führung wieder geöffnet. Und genau diese Führung (es gibt auch andere in entlegenere Teile der Höhle) habe ich wieder gemacht, da es zeitlich recht günstig war (also gleich im Anschluß an den großen Raum). Beim letzten mal hatte ich einen Rangersenior, der nur über die Geschichte gequasselt hat und kaum jemand zum fotographieren kommen lies.
Dieses Jahr hatte ich eine junge Rangerin und die war sehr entgegenkommend. Sie hat zwar auch über die Geschichte berichtet (siehe oben) und die Grundlagen der Tropfsteinhöhlen erklärt, aber es war ganz anders. Einfach besser.
Gleich zu Beginn hat sie die Besonderheit der Carlsbad Caverns erklärt: Es war kein Fluß beteiligt und es war auch nicht Kohlensäure, die sich durchs Gestein gefressen hat. Es war schwefelige Säure, die aufgrund der Ablagerungen (man bedenke die Erdölvorkommen in der Gegend) gebildet wurde und wesentlich schneller wirkt als Kohlensäure. Das haben sie aber erst rausgefunden, nachdem sie jahrelang erfolglos den großen Fluß gesucht haben, der das ganze geschaffen hat.
Im folgenden Bild rennt die recht große Gruppe zum Eingang in den berühmtesten Raum: Dem Königsraum.
Dort wurde erklärt, was ein damaliger Höhlenforscher gemacht hat, wenn ihm die Namen für Formationen ausgegangen sind bzw. wenn es Formationen gab, die sich zu sehr geähnelt haben: Mit der Lampe wurden Zeichen gemacht:
Manche Vorgänge der Geologie können auch mit bloßem Auge gefunden werden. Diese Formation muß vor sehr langer Zeit abgebrochen sein, denn die Schräglage kann nicht normal sein:
Und nun Trommelwirbel: Das war das Motiv, daß die Höhle in der New York Times berühmt gemacht hat (aber richtig herum): Der Königsraum. Links die unermüdlich redende Rangerin, in der Mitte der niemals endende Kuß, rechts die Königsfamilie.
Der niemals endende Kuß war wieder eine Anekdote wert: Aus der Entfernung konnte man nicht sehen, ob Stalagmit und –tit schon zusammengewachsen waren (also eine Säule entstanden ist). Drum ist ein Ranger hinaufgekraxelt und wollte es sich aus der Nähe ansehen. Aber selbst da war es nicht zu erkennen. Drum nahm er eine Dollarnote und schob sie dazwischen. Man kann also erkennen, Geld trennt liebende. 😉
Ach ja, der Königsraum war auch Schauplatz einiger Szenen aus der Verfilmung ‘Reise zum Mittelpunkt der Erde’ im Original (nicht das 3D Remake).
Der zweite Raum war hauptsächlich an der Sperrung schuld, weil gar so viele zierliche Formationen entwendet wurden. Unsere Rangerin meinte, daß die Leute zuhause sicherlich enttäuscht waren, denn abgebrochen auf einem Schreibtisch sehen die Formationen eher bescheiden nach Stein aus:
Der dritte und letzte Raum ist die Kammer der Königin. Auch dieser Raum ist extrem voll mit Formationen und man könnte dort Stunden verbringen und immer etwas Neues sehen:
Am Weg nach draußen, kommt man noch an so einigen Kleinigkeiten vorbei. Zum Beispiel an einem spiegelnden See:
Und gleich noch einem:
Am Ende der Tour war es dann schon ziemlich spät. Der Aufzug bringt einen zwar in Kürze an die Oberfläche (früher hat eine Fußtour 5 Stunden gedauert, inkl. Essenspause in der Höhle und man hat nicht einmal den ganzen großen Raum gesehen) aber der Tag wird auch nicht länger (vorallem jetzt im Herbst). Die große Fledermausshow beginnt erst bei Sonnenuntergang und da hätten wir noch 3 Stunden warten müssen. Also haben wir die kurzerhand sausen lassen, die haben wir schon gesehen. Wer es noch nicht gesehen hat, sollte es sich ansehen. Fotographieren ist verboten und Geduld ist auf jeden fall von Nöten.
Also sind wir nach einem Einkauf mit einem Eis bewaffnet in Carlsbad zum Picos Riverwalk gefahren und haben den Nachmittag ausklingen lassen.
Im Park leben dort Erdhörnchen und die sind immer sehr nett anzusehen:
Und damit war nur noch der Weg zurück auf den Campingplatz über. Am nächsten Tag ging es dann mit einem Fahrtag nach Texas.