Heute war ein ziemlich voller Tag. Wir haben gleich drei Dinge, die wir mit dem Hausboot nicht geschafft haben, nachgeholt. Fangen wir mit einem Loire Schloß an. Ok, das von heute hätten wir ohnehin nie mit dem Boot gesehen, aber wenn wir schon aus Zeitmangel nicht zu einem Schloß mit dem Boot kommen (da gibt es eines, da kann man direkt anlegen, wie cool ist das!), dann wenigstens zum bekanntesten: Chambord. Entgegen der Wettervorhersage war es am Vormittag nicht sonnig. Der Nebel hat sich zwar gelichtet, es blieb aber ein Gemisch aus Wolken und Hochnebel liegen. Z.T. waren sogar Schauer angesagt.
Wir sind daher so früh wie möglich dort gewesen, weil laut Wettervorhersage das Wetter nur schlechter werden konnte. 8 Minuten nach der Öffnung waren wir am Parkplatz 0 (da wollen sie auch 6€ für den Tag) und 15 Minuten nach Öffnung am Eingang, weil wir die Tickets schon im Hotel mit Ermäßigung gekauft hatten. Bei der Bewölkung hatten wir auch keine Bedenken für unseren Passagier. Gleich nachdem man die Weinverkostungs-, Eis- und sonstige Futterstände hinter sich gelassen hat, sieht man das Schloß von der Seite.
Am Eingang werden die COVID-Pässe geprüft, die Taschen werden nach bösen Metallgegenständen durchsucht und man bekommt wie ein Schlachtvieh einen Stempel auf den Arm: geprüft und für gut befunden (den Stempel hat dann eh wieder keiner mehr angesehen). Durch die Stallungen durch geht es in den Innenhof.
Chambord wurde von König Franz I. 1519 begonnen. Er war so größenwahnsinnig und wollte Kaiser werden. Das hat er nie geschafft, sodaß das Schloß nur ein selten bewohntes Jagdschloß wurde. Trotzdem hat es etwas herausstehendes: Die doppelte Wendeltreppe von Leonardo da Vinci.
Die Räume waren im Prinzip alle gleich, da es nur galt, möglichst viele hohe Herren und Damen bei einer Jagd zu beherbergen. Es gab kaum eine Königsflucht. So war auch der Raum Bettraum und wurde später zu so ziemlich allem umgebaut.
Die Küche war überraschend klein, aber scheinbar braucht man das bei Jagdfesten nicht.
Das Schloß hat insgesamt 84 Treppenhäuser. Da war Versteckenspielen sicher lustig.
Die Kapelle ist extrem schlicht. Da der Traum vom großen Kaisersitz nie was wurde, wurde auch kaum Wert auf die Auskleidung gelegt. Es blieb sehr einfach. Auch die Möbel wurden nur zu Jagdgesellschaften hergekarrt, sonst stand das Schloß leer. Erst spätere Nutzer haben die eine oder andere Verbesserung eingebaut.
Beim Dach haben sie sich aus nicht so bekannten Gründen ausgetobt. Sieht völlig chaotisch aus mit den ganzen Zipfeln und Türmchen. Immerhin mußten sie hunderte Kamine verstecken. Die vier Öfen hat erst viele Jahre später ein Deutscher einbauen lassen um nicht völlig in den riesigen Räumen zu erfrieren.
Die Tapeten wurden erst später hinzugefügt, je nach dem wer gerade dort wohnte.
Das kleine Theater am Gang war auch ein Werk des Deutschen.
Der Möchtegernkaiser selbst war nur wenige Wochen im Schloß, hat sich aber zumindest ein Zimmer hübsch herrichten lassen. Für den Grundbau haben sie btw. 25 Jahre gebraucht!
Im oberen Stock sieht man heute Kunst. Ist eine Kunst darin was zu erkennen…
Bei Jagden waren in dem Schloß mehrere 1000 Personen. Wo die alle untergebracht waren, weiß ich nicht.
Die Pferde hatten wenigstens eine größere Stallung (leider nur mit Boxen).
Vom Dach hat man einen hübschen Blick. Beim Garten haben sie auch extrem gespart, vorwiegend Wiese mit Schotter. Da hat auch Ludwig der XIV mit ein paar Parties nix geändert.
Immer wieder macht es Spaß, wenn Franzosen Sachen benennen und ich mit Deutsch/Englischem Hintergrund das lese. Sie bewerben dort das nahe gelegene Kinderland Lulu. ‘Magst Du heute in den Lulu Parc gehen?’
1.5 Stunden nach unserer Ankunft strömten dann die Massen per Bussen und Autos herein. Am Eingang bildeten sich lange Warteschlangen wegen der Überprüfungen und im berühmten Stiegenhaus haben einen die Pensionisten über den Haufen gelaufen; Zeit zum Gehen.
Da die Sonne ein wenig durch die Wolken blinzelte, wollte ich noch die bekannten Fotos von außen nachholen.
Wir haben uns beeilt wegzukommen, da an einem Sonntag die Geschäfte um 12:30 schließen und wir noch gerne Frühstück gekauft hätten. Nicht alle Lidl der Gegend haben sonntags geöffnet, aber mit einem kleinen Umweg über die Loire konnten wir einen finden. Der Weg war wieder sehr TomTom-like. Da sollte man schon wissen wie breit sein Auto ist.
Gestärkt ging es in Richtung Briare, wo wir die von Eifel gebaute Stahlbrücke für den Kanal versäumt haben. Auch die Strecke ging abseits aller bekannten Pfade auf Straßen, die kaum 2 Autos aneinander vorbeikommen lassen. Franzosen fahren aber da mit 90+ an einem vorbei. Außer man trifft die ‘anderen Franzosen’, die kaum über 50 auf der Landstraße kommen. Ich verdächtige die immer nach US Vorbild auf DUI aber zumeist findet Astrid nach genauerer Betrachtung der/des Lenker_in einen anderen Grund: OLD
Damit die flotten Franzosen ein wenig langsamer werden, bauen sie in jedem Dorf entweder Gegenverkehrsstellen ein und/oder sie bauen extrem böse speedbumps ein. Manchmal mit einem Hinweisschild.
In Briare konnten wir direkt neben dem Hafen parken, auch wenn TomTom meinte unter der Brücke komme ich näher hin (was richtig ist, aber den Fotos nicht gut tut).
Weiter ging es auf sehr kleinen Pfaden nach Auxerre, wo wir mit dem Boot keinen Liegeplatz gefunden haben.
Die Landstraßen waren nur für wenige Meter mit Mittellinie ausgestattet.
Bei Wäldern sieht es aus, als hätten sie einen Tunnel rausgefräst.
Für ein paar Minuten wurden wir gestoppt, damit ein Radrennen kreuzen konnte.
Unser Hotel in Auxerre liegt wenige Kilometer außerhalb. Also dort eingecheckt und ab in die Stadt. Ein Regenschauer war gerade abgezogen und machte strahlendem Sonnenschein Platz.
Die Innenstadt ist echt schön, aber für einen Sonntag beängstigend leer. Geschätzt jedes dritte Haus steht auch zum Verkauf. Wir sind bis zur großen Kirche gegangen, ohne wirklich wen zu treffen.
Drinnen ist die Kirche unglaublich schlicht, aber schön gebaut. Erinnert ein wenig an Chambord.
Draußen ging es weiter durch die Innenstadt bis zur zweiten deutlich sichtbaren Kirche.
Von dort wieder runter zum Kai, wo wir geparkt hatten.
BTW, parken. Der dortige Parkautomat ist sehr spannend. Er kann zwar englisch, ist aber extrem ungeduldig und bricht Aktionen sehr gerne und schnell ab. Es hat uns einige Anläufe gekostet, bis wir zu den zwei gratis Stunden eine dritte bezahlen konnten. Und danach hat er uns gesagt, wir können die Zeit gerne am Montag nutzen, weil Sonntag ist es eh gratis. DANKE!
Wir haben noch einen Abstecher zum BK beim Hafen gemacht und sind mit den Übersichtsfotos der Stadt zum Auto zurückgekehrt (zum Vergleich: links Sony, rechts Samsung).
Die wenigen Kilometer zurück zum Hotel waren schnell geschafft. Am nächsten Tag war geplant Frankreich zu verlassen: Pforzheim war unser Ziel.