Tag des Lernens

Heute haben wir echt viel gelernt. Und wie es beim Lernen so ist, man zahlt Lehrgeld.

Zunächst haben wir gelernt, daß die USA wirklich viel Spielraum beim ‘getting great again’ haben. Wir haben noch einmal im Motel auf die Wettervorhersage geschaut und waren nicht unhappy: Die starke Bewölkung sollte sich in Cincinnati bis Mittag aufgelöst haben und dem geplanten Zoo-Besuch stand nichts im Wege. Doch das Fleisch ist schwach und wir wollten noch Frühstücken. Daher zog es uns zu einem Supermarkt mit fertigen Sandwiches. Laut Internet war ein Kroger nicht weit (Verwandter von food4less und Albertson). Also hin.Wir kamen dort an, eine offensichtlich beeinträchtige Frau saß vor ihrem Auto, die Polizei vor dem Supermarkt. Wir gehen rein und es sieht aus, wie vor 30 Jahren. Kaum Frischware und zudem hohe Preise. Wir gehen daher ohne was gekauft zu haben wieder raus, suchen uns den nächsten Safeway (die sind immer toll) und bleiben vor dem gefundenen Safeway nicht mal stehen, da der noch abgef*** aussieht wie der Kroger. Also auf die Interstate und wenig später zu einem Walmart. Der war wieder ok. Wer hätte gedacht, daß ein Walmart noch ein besonders guter Supermarkt ist.

Also weiter auf die Interstate und ab nach Cincinnati. 50mi vorher wird es immer dunkler und wir fragen noch einmal die Wettervorhersage. Und siehe da, eine kleine feine Änderung: Es hat sich die einzige Gewitterzelle im Osten der USA gebildet und es sollte bis 14 Uhr schütten. Was nun? Astrid findet on the fly ein Gewächshaus. Also Planänderung. Wir lernten: Eine Wettervorhersage kann sich binnen 2 Stunden um 180° wenden.

Wir hatten dann mehrere Schauer auf der Interstate, wo wir kaum mehr was gesehen haben. Wir wissen jetzt, LKWs fahren trotzdem immer vollgas. Sehr hilfreich. Wir kamen dann bei einem Wolkenbruch beim Glashaus an. Da hat Astrid gelernt, warum ich meinen Schirm unter dem Sitz verstaue. Ganz dicht ist das Glashaus auch nicht.Daher haben sie angefangen Teppiche auszulegen, damit es die Leute wenigstens nicht auf die Schnauze haut.

Groß ist es leider nicht, sie haben aber schon sehr hübsche Pflanzen in drei Haupthäusern mit ein paar Anhängseln.

Sie haben für Kinder das Thema Prisma und Kaleidoskop, aber die waren mir relativ egal. Ich durfte mit dem Handy und der Kamera spielen…

Das tropische Glashaus hat wenige Blumen, aber dafür um so mehr Grünzeugs.

Mit Wasserfall (als ob es draußen nicht genug schütten würde)!

Eigentlich haben sie sich dort voll Mühe gegeben, auch einen kleinen Außenbereich zu gestalten. Inkl. Schmetterlingsgarten und Picknickecke. Und Blumenuhr. Aber der Regen hat ein wenig die Begeisterung dafür getrübt.

Wie wir das Glashaus verlassen haben, hat es gerade zum Regnen aufgehört. Und da ein blauer Fleck zu sehen war, wollte ich die Übersicht, die gleich um’s Eck liegt, nicht auslassen. Und siehe da, da kam doch tatsächlich die Sonne raus.

Der kleine Park mit Teich und vielen Enten ist wirklich hübsch.

Die Blumen dort kann man völlig gratis ansehen und fotographieren.

Eine Statue zeigt, was mit den nicht braven Enten passiert.

Beim Verlassen des Eden-Parks (so heißt das Naherholungsgebiet) sind wir noch einmal kurz bei Glashaus stehengeblieben, um die Außenfotos nachzuholen. Da hat sich die Sonne aber auch schon wieder versteckt. Astrid hat währenddessen einen super Farmersmarket in Ashland, unserem Ziel des Tages, gefunden. Wir müßten uns aber beeilen, damit wir den noch erwischen. Also hat Astrid das ins Navi geklopft und auf ging es.

Nach einiger Zeit wundere ich mich aber gar sehr, warum wir auf der I71 Nord fahren, wo wir doch nach Südosten wollen und ich am Vortag gesehen habe, daß das ein gutes Stück Highway ist. Und da haben wir gelernt, daß Cincinneti in Ohio liegt, das Ashland unseres Zieles aber gerade über dem Fluß in Kentucky. Daher ist das Ashland in Ohio sehr falsch. Astrid hat also gelernt, daß man doch lieber die Postleitzahlen verwendet, also übliche Namen. Also haben wir die romantische Tour querfeldein genommen. Warum man seinen Tankstellenshop (in New Vienna) freiwillig so nennt, blieb uns verborgen.

Ebenso scheint es dort verboten zu sein, einen Bagger zu nutzen. Die Straßen verlaufen daher exakt an der Oberfläche. Das gibt eine echte Hochschaubahn.

Die Gegend hat sehr europäische Namenswurzeln. Edinburg, Belfast, New Vienna… Kurz vor dem richtigen Ashland soll es laut Berichten im Internet noch einen hübschen See mit Ausblick geben. Lake Vesuvio. Also sind wir da abgebogen, haben festgestellt, daß Beschilderungen nur was für Lulus sind (und daher haben wir zwei Anläufe gebraucht) und wir haben gelernt, daß eine tolle Aussicht Geschmackssache ist, weil am angegebenen Ort haben wir nur Wald gesehen. Wieder weiter unten findet sich ein kleiner anderer Stausee. Naja, gesehen haben wir ihn.

Der restliche Weg zum Motel war nicht mehr weit. Wir haben eingecheckt und haben uns schon gewundert, daß das ein Motel mit langen Holz-Außeneinheiten ist. Wie wir die Türe aufgemacht haben, glaubten wir an einen Irrtum: Es stank modrig, das Bettzeug war dreckig und seltsame Käfer liefen überall herum. Anstelle des Feuermelders hingen Kabel aus der Wand… Wir baten um ein anderes Zimmer. Das sah noch wilder aus. Wir baten um Refundierung (mal sehen ob wir da streiten müssen) und sind auf den nahen KOA geflüchtet. Das Knights Inn in Ashland, KY sollte man jedenfalls meiden. Wenn man länger leben will.

Daher schreibe ich diese Zeilen unter dem ersten Sternenhimmel. Morgen soll es in den jüngsten Nationalpark gehen.

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