Obwohl es einer der letzten Tage meiner Rundfahrt war, war es auch einer der besichtigungsreichsten Tage. Nach einer kurzen Anfahrt ging es zum Kitt Peak Observatory und dann noch ins Organ Pipe NM. Herz was willst Du mehr:
Die Interstate 19 von Tucson nach Mexiko ist eine lustige Ausnahme in den USA. Weil es zur Bauzeit in war auf das metrische System zu setzen, wurde dieses kurze Autobahnstück metrisch ausgeschildert. Es gibt also alle paar Kilometer Kilometerschilder und die Ausfahrten sind nach Kilometern nummeriert. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist natürlich in Meilen/Stunde angeschrieben und es fehlt den USlern selbst eine Bezeichnung für Kilometerschilder, denn der Warnhinweis (wegen dieser metrischen Ausnahme) spricht auch dort von mileposts, die in Kilometern messen.
Ich bin aber nicht einmal eine Meile auf der I19 gefahren, denn kaum drauf gefahren, ging auch schon meine Straße in die Wüste wieder runter. Noch in Tucson habe ich auch die billigste Tankstelle meiner diesjährigen Rundfahrt gefunden: $2.08/Gal! Die Straße zum Kitt Peak Observatory ist relativ flach und beiderseits der Straße wüstig aber dicht bewachsen. Die Straße zum Observatory zweigt von der Hauptstraße mitten im Nichts ab und geht flott und ungeniert den alleinstehenden Stein rauf. Schon nach kurzer Zeit hat man eine nette Aussicht:
Nach knappen 7000ft Höhengewinn und der Umrundung des Felsens auf einer steilen aber schönen Straße sieht man die ersten Teleskope aus der Nähe:
Noch ein paar Höhenfüssen später kommt man an die ersten Teleskope auch ganz nah mit dem Auto ran:
Das Observatorium ist stolz, die größte Sammlung an Teleskopen zu haben und zusätzlich das größte Sonnenteleskop in der Sammlung zu haben. Trotzdem ist der Besucherandrang gedämpft, denn im Gegensatz zum McDonald Observatory gibt es nur kleinere Touren, wobei man zwei Teleskope besichtigen kann. Eigentlich sind es drei, aber das dritte wurde gerade repariert und war daher nicht zugänglich. Ich habe auf den netten älteren Herren (man könnte auch sagen Greis) verzichtet und habe eine selbstgeführte (Gratis)Tour gemacht. Zu Fuß näherte ich mich dem Sonnenteleskop:
Oben sieht man die ‘Einfangoptik’. Im langen schrägen Tunnel sind die verschiedenen Detektoren untergebracht. Als Besucher darf man da auch rein. Hier ein Blick im Tunnel nach oben:
Und gleich ein ganzer Überblick über den Tunnel. Links unten die Detektoren, rechts ein Wagerl mit verschiebbarem Spiegel:
Vom Sonnen-Observatorium hat man auch einen netten Ausblick auf andere Teleskope:
Der weitere Weg führte mich an den Unterkünften der Observatoriumsforscher vorbei, wo zu besonderer Ruhe aufgerufen wird: Daysleapers! Sind wohl keine Sonnenforscher. 🙂 Das 2,3m Teleskop kann man still und schweigend bei geschlossenem Dom sehen. Na gut, gesehen hab’ ich’s:
Der Weg nach unten auf die Hauptstraße ist ganz schön lange, wenn man einen langsamen Fahrer vor sich hat, aber auch das war irgendwann geschafft. Auf der Hauptstraße bin ich den dann losgeworden und dem Weg zum Organ Pipe NM stand nichts mehr im Weg. Laut einem Reiseführer ist alleine die Fahrt durch die Wüste ein Erlebnis. Ganz unrecht hat er nicht:
Beim Visitor Center des NMs hatte ich die nächste weniger gute Überraschung: Ohne einer Ankündigung auf der NM-Homepage war dort gerade Generalsanierung angesagt. D.h. die Straße zum Campingplatz konnte bis 17 Uhr nicht befahren werden und die nicht gerade leisen Baumaschinen wollten am nächsten Tag kurz nach 6 Uhr wiederkommen. Keine guten Voraussetzungen für eine idyllische Wüstennacht. Ich wurde nach dieser langen Erklärung als Zelter auf den einsamen Campingplatz mit 4 (ja, vier!) Plätzen aufmerksam gemacht, der schön ruhig und abseits liegt. Ich hab mir da einen Platz geschnappt (und war damit zweiter Camper). Die Anfahrtsbeschreibung war dann auch nett (ja, es war eine Rangerin): Fahren sie 10mi zurück nach Norden zum Milepost xx, überqueren sie einen trockenen Bach auf einer kleinen Brücke und biegen sie rechts auf eine unbeschilderte Straße mit einem Stoppschild ab. Fahren sie 3mi Schotterstraße bis zum Ende.
Bevor ich aber diese Superbeschreibung ausprobieren konnte, bin ich zunächst auf den kurzen 5mi Scenic Drive (als Sackgasse ausgeführt) gefahren. Da mußte ich feststellen, daß die Scenic Drives auch nur Dirtroads sind:
Nur an wenigen Teilstücken wurde ein klein wenig Asphalt verwendet:
Da der 5mi Scenic Drive eher unspannend war und die Zeit bis zum Sonnenuntergang gedrängt hat, bin ich umgekehrt und zum zweiten Scenic Drive auf der anderen Straßenseite aufgebrochen. Der zweite Scenic Drive hat eine Länge von 21mi (reine Dirtroad!) und ist eine Rundstrecke. Diese Runde ist aber wirklich schön und gehört zu den schönsten NMs die ich kenne (und ich kenne inzwischen schon einige). Auch auf dieser Strecke sieht man zunächst nur Saguaros, was einem am Namen des Organ Pipe NMs zweifeln läßt:
Doch einige Meilen später, etwas höher gelegen, zeigt sich doch endlich ein Organ Pipe Kaktus:
Die Dirtroad wurde an den steileren Stücken entlang von Hügeln wenigstens ein wenig asphaltiert. da sieht man erst wieder, daß eine Straße auch ebener sein kann:
21mi klingt nach einer garnicht so großen Runde, aber man fährt und fährt und fährt…
Immer wenn man glaubt, daß die Wende der Runde gleich kommen muß, geht es noch weiter rein in die Hügel:
Desto weiter man in die Höhe kommt, desto mehr Organ Pipes tauchen auf:
Ich will garnicht erwähnen, wie ein dunkelblaues Auto nach 21mi Dirtroad aussieht. Achten wir lieber auf die Natur. Z.B. auf das hübsche Arch (wo die Wende der Rundfahrt ist):
Nach der Wende sieht man hübsch das flache Tal hinunter:
Irgendwie haben sie aber nur auf dem Weg zur Wende Zeit gefunden die scheußlichsten Straßenstücke auszubessern. Am Rückweg gibt es mehrere Stellen, wo man sich mit einem Straßenflitzer wie meinem Mietwagen etwas deplatziert vorkommt:
Der Weg lohnt sich aber auf jeden Fall (und das Auto gehörte ja nicht mir), denn in der dortigen Wüste findet man so ziemlich alle bekannten Kakteen und Trockenpflanzen. Natürlich auch Teddybear Chollas:
Zurück auf der Hauptstraße kam die handliche Wegbeschreibung zum Einsatz. Mit ein wenig Bauchweh fanden wir dann die Abzweigung und schon ging es die nächste 3mi auf Dirtroad den Hügel rauf. Kurz vor einem Steinklotz sind 4 Zeltplätze in der Nähe eines Plumpsklos aneinandergereiht. Der anderer ‘Zelter’ schlief nur in seinem SUV und war kaum zu sehen. Das ist Wüste pur:
Die Saguaros ringsum sehen neben dem Zelt garnicht so groß aus, aber wenn ich mich zum Vergleich um einen herumschlinge, sieht man schon, wie groß die Kleinen sind:
Der Griller funktioniert auch mitten in der Wüste hervorragend und so konnte ich den Sonnenuntergang mit gutem Essen kombinieren. Der nahe Steinklotz wurde wunderbar von der untergehenden Sonne angestrahlt:
Am Horizont – kurz nach dem Sonnenuntergang – heben sich die Kakteen besonders hübsch ab:
Noch ein letzter Blick in Richtung Sonne, bevor er ganz dunkel wurde:
Der Sternenhimmel ist in der Wüste, weit weg von jeder Stadt, gigantisch. So einen Sternenhimmel sieht man höchstens noch im Death Valley. Man glaubt in Krut viele Sterne sehen zu können. Das ist aber absolut nichts im Gegensatz zu dort. Stundenlang könnte man dort sitzen und schauen. Wenn das btw. mit den Wünschen und den Sternschnuppen stimmt, habe ich noch einiges in nächster Zeit vor!
Nett ist auch das Geräusch der absolute Stille. Nur der Wind pfeift durch die Saguaros und macht dabei sehr interessante Geräusche. Eine Nacht auf dem Campingplatz kann ich nur auf jeden Fall empfehlen.