Fahrtechnisch keine Wunderleistung aber attraktions- und wettermäßig ein Hammertag:
Zunächst ging es ein wenig in den Süden zum Coral Castle. Das ist etwas, das habe ich bisher noch nicht gesehen. Ed, der verrückte Knilch (das ist beschreibend, nicht beleidigend), wurde von seiner Frau verlassen. Er zog daher in die weite Welt und ‘strandete’ in Südflorida. Dort hat er angefangen, Blöcke aus dem Korallensteinboden zu hauen und ein ‘Schloß’ zu bauen, das von Hundertwasser sein könnte; nur die Wände sind grade.
Das ganze wäre aber sicher nicht so aufgefallen, wenn Ed eben nicht ein Knilch von weniger als 1.50 mit gerade mal 45kg war UND er die ganze Arbeit ganz ohne Hilfe gemacht hat. Es kamen daher Gerüchte auf, er wäre übersinnlich begabt und würde das hexen oder mit Geisteskraft machen; mit Muskelkraft traute man ihm eben nicht zu.
Er war aber ein Fan der alten Schule und hat Bautechniken von bereits verschwundenen Völkern studiert. So konnte man Hebel, Seil und Winde mehr erreichen, als der Normalmensch glauben kann. Gehen wir also an den Start des ganzen, an die Eingangspforte. Dort hat Ed nämlich 10 Cent Eintritt verlangt. Davon hat er gelebt. Er war aber auch nicht anspruchsvoll; er lebte angeblich von Bananen und Müsli. Mehr wollte sein Körper angeblich nicht. Also, nach langem Reden, der Eingang:
Die Erhöhung im vorigen Bild, einem Turm gleichend, war seine Werkstatt und Wohnung. Auch von innerhalb der Mauern sehr schlicht:
Die Wohnung war im oberen Stockwerk und nicht größer als mein Holzhaus. Die Einrichtung erinnert mehr an ein Gefängnis, als an eine Wohnung (links ein Bild von Ed in Originalgröße):
Von den Stiegen seiner Wohnung hat man einen hübschen Überblick über sein Werk, Coral Castle:
Viele Blöcke seines Werkes wiegen mehrere Tonnen. Da braucht er schon ein wenig Technik. Abgebaut hat er das gleich hinter der Mauer:
Gehen wir also ein wenig herum und schauen uns einige seiner Werke an. Mit zunehmendem Alter baute er wohl weniger, er wurde aber immer seltsamer und trieb sich in der Bücherei herum, um mehr über Astrologie und die zugehörigen Mythen zu lernen. Aber schon früher hat er es mit den Planeten und Sternen gehabt (unbekannter Planet, Saturn und Mond, nicht zwei Maxl und eine Krabbenschere):
Der sich nicht bewegende ‘Nordstern’ war auch für ihn spannend. Er hat daher einen Nordsterngucker gebaut, indem er einen hohen Felsen mit Loch und einem kleinen Loch in der Mauer zu einem Zielfernrohr umgebaut hat:
Hier noch einmal das Zielfernrohr von der Seite:
Sonst hat er es immer sehr mit Kindern gehabt, die er nun ja nicht hatte. Er baute Kindermöbel, Szenen aus Kinderbüchern und selbst ein Kinderbestrafungszimmer sind da. Hat wohl doch etwas in der Birne abbekommen:
Die Mauer rundherum ist auch aus solch großen Blöcken. Die Zwischenräume hat er nicht verputzt, sondern mit lauter kleinen Steine zugeschüttet. Was für eine Arbeit.
Heute treiben sich an den Mauern und am umliegenden Gras jede Menge bunte Eidechsen herum. Die sehen einen mächtig stolz an:
Weiter ging es zum Fruit & Spice Park. Ich dachte, es handelt sich um eine Plantage, wo man sich einiges über die in der Gegend angebauten Südfrüchte ansehen kann. Der Eingang sieht auch sehr schlicht aus:
Wenn man nachliest, findet man heraus, daß es sich hierbei um das erste Schulhaus der Gegend gehandelt hat, das jedoch von Andrew völlig demoliert wurde. Es wurde daher neu aufgebaut.
Im Park folgt dann die große Überraschung: Es ist keine Plantage, es ist eine wirkliche Parkanlage. Fruchtbäume wurden von überall hergebracht und hier zusammengetragen. Auf einer Rundfahrt hört man viel Interessantes über den Park.
Begonnen hat alles mit einer Frau, die sich für Fruchtbäume, der Verwendung und vorallem deren Gerüche (Thema Aromatherapie) interessiert hat. Sie nahm 5 Acker Grund und begann ihren Traum eines Parks zu verwirklichen. Sie war wirklich unermüdlich und fleißig. Noch heute versuchen sie die ganzen Daten und das Wissen zusammenzustellen. Inzwischen wurde aus dem Park ein knapp 40 Acker Grund und die beiden Töchter, die das weitergeführt haben, sind auch schon weit über 80.
Aktuell erweitern sie den Park um Bäume aus der ganzen Welt. Neben dem amerikanischen Bereich sollen Bereiche für Asien, Australien und Afrika entstehen. Europa hat nur einen Kräutergarten.
Fangen wir beim Rundgang mit Bananen an. Wer wußte schon, wo die männlichen und weiblichen Teile der Banane zu finden sind (männlich ist die bunte Blüte unten, die man auch essen kann):
Im Park gibt es die Regel, daß man alle Früchte, die auf dem Boden liegen UND DIE MAN KENNT essen darf. Das haben wir später ausgiebig getestet. Wichtig ist es aber eben, daß man die Frucht kennt. Als Beispiel wurde uns die Swiss Pflanze gezeigt und erklärt. Die Frucht schmeckt unendlich gut, wenn man weiß wie man sie ißt. Der Kolben in der Mitte wird so dick wie ein Maiskolben. Wenn er reif ist, erntet man die Frucht und wartet, bis sich die ‘Körner’ von selbst lösen. Das dauert ca. 3 Tage. Diese Körner sollen besonders gut schmecken. Ißt man die Körner jedoch vorher, haben sie die gleiche Wirkung wie Glasfaser und man hustet sich die Seele aus dem Leib:
Eine mir ganz unbekannte Gattung ist die Sapote. Man kann die Früchte genießen, bekannt wurde Sapote jedoch als Grundstoff für Kaugummi. Hier die reifen Früchte:
Nun zum Essen. Wir hatten gerade die Hauptzeit der Carambol. Die Früchte waren so reif, daß sie beim leisesten Wind in die Wiese gefallen sind. Frischer kann man sie also nicht bekommen. Die Früchte haben nichts mit denen zu tun, die man in Österreich bekommt. Bei uns sind sie grün und schmecken nach nichts. Sie werden daher vorwiegend zur Dekoration verwendet (die sternförmigen Scheiben). Frisch vom Baum schmecken sie unglaublich gut. Jeder von uns hat 4-5 Stück gegessen. Und damit ist der Eintrittspreis locker herinnen, denn selbst hier verlangen sie $3 pro Stück!
Neu kennengelernt habe ich auch die Jackfruit. Das sind eher unförmige rundliche Dinge, die direkt am Stamm des Baumes hängen. Direkt am Stamm ist auch notwendig, denn die Früchte wiegen bis zu 40kg. Man kann das Fruchtfleisch als auch die darin befindlichen Nüsse verwenden. Der Pfundpreis von 3$ ist nicht ganz harmlos. Daher ist diese Frucht auch die Ausnahme der Regel: Sie darf nie gegessen werden.
Dafür bekommt man auf der Rundfahrt einige Früchte frisch vom Baum zum Kosten. Zum Beispiel die Cottencandy-Beere (schmeckt wie der Name schon sagt nach Zuckerwatte). Oder die seltsame Litschiart, die es manchmal bei uns im running Sushi gibt. Die waren gerade reif und man hat uns gleich ein paar Äste davon gegeben.
Selten aber doch wachsen auch Blumen zwischendurch. Und die blühen auch:
Da es einen großen Teich gibt, sind auch Libellen nicht weit:
Im afrikanischen Bereich sieht man zum Beispiel diesen Obstbaum:
Man vergesse aber nicht, daß seine Früchte mächtig giftig sind!
Gitige Pflanzen gibt es sonst in dem Park nur in einem Gebiet. Das ist eingezäunt, damit man erst garnicht auf die Idee kommt, dort etwas zu essen. Überraschend sind aber, was das für Pflanzen sind. Zum Beispiel der Oleander. Nur ein Blatt reicht um ein Kind zu töten!
Für mich überraschend war die Tatsache, daß es über 100 Ananassorten gibt und alle verschieden schmecken. Wobei, ich wäre ja an der Ananas vorbeigegangen und hätte sie für eine Agave gehalten:
Im asiatischen Bereich haben sie einen Bambuswald:
Und in vielen Variationen Kokospalmen. Da wir an einem windigen Tag dort waren, wurden wir sehr eindringlich gewarnt uns von den Dingern fern zu halten. Kokosnüsse sind schwer und hart:
Klar können in so einem Park auch die Eidechsen und Spinnen nicht fehlen:
Beim Eingang verabschiedet man sich vom Park durch eine Aussicht auf einen blau blühenden Busch:
Die Führerin (die Runde ist gratis und freiwillig, man kann überallhin auch alleine gehen) meinte, man müßte alle viertel Jahre in den Park kommen, weil immer andere Bäume blühen oder Früchte tragen. Das werde ich nicht ganz schaffen, aber zurückkehren will ich auf jeden Fall.