Heute brauchten wir einen Wecker, denn die Bergabschleusenzeiten beginnen unmenschlich um 8:15. Das will man auf keinen Fall verpassen. Also den Wecker ertragen, anziehen, Boot ablegen und auf zur nahen Schleusentreppe Fonserannes. Wir waren die Zweiten in der Schlange und fragten uns schon, wie blöd man mit einem winzigen Boot parken kann, damit sonst keiner mehr hinpaßt. Aber das war erst der Anfang.
Wenn man nachliest welche Touristenattraktionen es in Beziér gibt, dann kommt die Schleusentreppe und die Kathedrale. Wir haben also nicht nur eine Attraktion besucht, nein, wir wurden Teil der Attraktion, denn ohne Schiffe macht die Schleuse keinen Spaß. Sie haben extra am oberen Ende eine Restaurant mit Aussichtsterrasse gebaut, damit man gemütlich zusehen kann.
Der Schleusentyp hatte es aber echt gemütlich, kam gleich mal eine Viertel Stunde zu spät, hat dann in aller Ruhe die Schleuse erst befüllt, … also ging es sehr viel später los. Und mangels Anlegeplatz trieben wir lustig rum. Irgendwann ging es dann doch los. Der Schleusenwärter wollte sich aber nicht überanstrengen und hat die 4 Boote alle in eine Kammer gequetscht. Besonders cool, wenn einer garnicht fahren (kleines Boot links) und schleusen kann und einer sich schwer tut (Boot rechts).
Irgendwann haben wir es dann doch geschafft und wir sahen die quasi nie genutzte Alternative von unten: den Schleusenkeil. Ursprünglich waren es 9 Schleusen bis runter in den Fluß, und 1 auf der anderen Seite wieder rauf. Dann haben sie die große Brücke gebaut und damit gab es nur mehr 7 Schleusen runter und nix mehr rauf. Das ging ihnen immer noch zu langsam also haben sie díe 7 Schleusen mit einem Wasserkeil unterstützt. Das Ding hat aber gleich im ersten Jahr Hydrauliköl verloren und damit war alles rutschig. 3 Jahre haben sie repariert und gestritten, dann haben sie es an 5 Tagen pro Woche wieder in Betrieb genommen. Bald wurden die Wartungsprobleme aber wieder größer, sodaß sie es bald nur mehr als Notlösung verwendet haben und kurz darauf auch gleich für immer eingestellt haben. Das Ding ist weltweit das zweite System und bisher hat es auch noch niemand ein drittes mal gebaut…
Gleich danach geht es auf die Brücke. Man kommt aus technischen Ideen quasi nicht raus.
Anfang des 20. Jahrhunderts wollten sie den Kanal für größere Schiffe ausbauen. Östlich von Bezier haben sie angefangen, sodaß hier die ovalen Schleusen entweder verlängert wurden oder wie in Bezier durch extra hohe rechteckige Schleusen ersetzt wurden. Alles ein riesen Spaß mit dem Miniboot der Unfähigen. Oder auch unwilligen, denn die Dame des Bootes hat sich in aller Ruhe geschminkt, wie das Boot in der Schleuse völlig quer stand und hat keinen Finger gerührt (ein Beispiel im folgenden Bild im Hintergrund).
Kurz darauf haben wir angelegt, um Brot zu kaufen (und nicht in einen von uns verschuldeten Mordfall hineingezogen zu werden). Wir haben unser Frühstück dann in der Schleusenmittagspause sehr genossen.
Der Kanal wird nach der großen Stadt wieder schön ruhig und es schummeln sich immer mehr Schilf- und Buschpflanzen an den Rand.
Die Flußquerung mit dem Libron wurde besonders gebaut. Normalerweise ist es ein Rinnsal, der den Kanal speist. Nur neigt das Rinnsal zu Sturzbächen. Dann muß man den Kanal abtrennen. Sieht dann in Realität so aus.
Auch die Brücken sind weiterhin eine Trefferübung.
Weil es heute der Tag der lustigen Bauwerke war, hier eine Runde Schleuse mit einem Becken und drei Ein/Ausgängen. Man kann also entweder grade durch oder in einen Kanal zum Fluß abzweigen. Sehr spannend in der Schleuse zu wenden und anzulegen.
Danach geht es ein Stück über einen Fluß durch eine normalerweise offene Schleuse zurück in einen Kanal.
Damit trennt einem nur mehr eine Schleuse vor dem großen Brackwassersee Étang de Thau.
Den darf man nur bei geringem Wind und wegen der geringen Tiefe in vorgegebenen Rinnen überqueren. Am östlichen Ende des Sees endet auch der Canal du Midi und der Kanal zur Rhone beginnt. Wir sind am See nur bis zur ersten Stadt Marseillan gefahren, um dort wieder einkaufen zu gehen. Wenn man nur kurz stehen bleibt, ist der Hafen sogar gratis.
Mit den Rollern konnten wir auch zum etwas weiter gelegenen Carrefour fahren und uns mit gutem Essen für die restlichen Tage eindecken.
Damit war der östlichste Punkt erreicht und wir konnten nur mehr umdrehen, damit wir sicher den Ausgangshafen in time erreichen konnten. Bezier mit seinen Öffnungszeiten der Schleusentreppe ist eine große Unbekannte bei der Planung.
Auf der Rückfahrt hat Astrid versucht ein paar der Vögel mit der Kamera zu erwischen, aber die Biester sind scheu.
Wir haben uns dann kurz vor dem Fluß für einen ruhigen Abend abseits aller Touristen entschieden. Wirklich ruhig dort.
Aus allen Perspektiven.
Das "Schleusen" kenne ich, ist immer etwas "langweilig" aber anders kommt man da wohl nicht weiter. ich kenne das nur von der Donau, da gibt es ja nicht so viele davon.
Dafür sind die riesig und brauchen wohl länger, bis sie voll/leer sind.