Da das Wetter rund um New Orleans gar so schon war, aber im Westen eher grauslich, blieb Zeit für einen Tag rund um die Stadt New Iberia:
Wenn man einem TomTom sagt, man will nicht auf die Interstate, dann kann es schon recht spannend werden. Heute lernte ich das Hinterland kennen, denn die Straßen die ich gefahren bin, fahren wohl nur wenige Touristen. TomTom hat seine Aufgabe aber gut gemacht und sich keine Blöße gegeben. Wenn man sich die Runde auf der Karte ansieht, waren seine Entscheidungen auch nicht so falsch.
Der Beginn der Besichtigungen waren die Rip van Winkle Gardens. Nach den ausgehängten Berichten haben sie erst 2004 wieder begonnen, die Gärten und das zugehörige ‘Herrscherhaus’ herzurichten, denn davor scheint es eine Reihe von Zwischenbesitzern mit gröberen Geldproblemen gegeben zu haben. Seither bemühen sie sich das alles wieder auf Vordermann zu bekommen und es kann sich schon sehen lassen.
Man betritt, wie bei so Gärten üblich, das Bezahlgelände durch den Giftshop, wo eine ältere Dame alles erklärt (also im Klartext heftig auf einen einredet). Gleich beim Verlassen des Giftshops liegt links das Café und geradeaus der Willkommensbereich (das kleine Tiki ist ein Vogelkäfig):
Der Erbauer, Mr. Jefferson, war ziemlich reich und war Künstler. Er hat auch den Garten, die Skulpturen und das Haus gemalt und die armen Handwerker mußten es so bauen. Wie man gleich auf den ersten Metern sehen kann, war er in alles asiatische/orientalische verliebt. Darum stehen auch überall entsprechende Statuen und Bauten herum:
Das japanische Teehaus muß noch renoviert werden und in der Umgebung ist auch der Garten noch verbesserungswürdig. Trotzdem kann man sich gut vorstellen, wie sich der Herr und Meister das so ausgedacht hat:
Einige Nebengebäude verstecken sich geradezu im Garten:
Auch Wasserspiele waren dem Künstler nicht zu teuer:
Die Gärten sind nicht allzugroß und man ist relativ rasch beim Herrenhaus am Hügel:
Vom Turm kann man angeblich wunderbar über den See sehen. Ich habe es nicht gesehen, denn das Haus darf man nur mit Führungen betreten und die bleiben im Erdgeschoß. Die Führungen sind überhaupt toll, denn wir hatten quasi eine Privatführung mit einem älteren, sehr netten Herren. Leider kann ich davon keine Bilder zeigen, denn man darf innerhalb des Hauses nicht fotographieren. Wenn man einen Führer mit 2 Geführten hat, ist es schwer einen unbeobachteten Moment zu haben. 🙂
Er hat uns vom Künstler erzählt (der btw noch ein anderes Haus im Norden hatte), wie man damals gelebt hat und was man für supertolle alte Möbel sieht. Was er ‘vergessen’ hat zu erwähnen ist (und das steht in einem Zeitungsbericht im Giftshop), daß die meisten Möbel nicht original in dem Haus sind, sondern erst 2004 von einer nahen, pleite gegangenen Plantage ersteigert wurden.
Nach dem Künstler hat eine ausgewanderte englische Familie dort gelebt, die auch einige alte Sachen mitgebracht hat. Man sieht doch überraschend viel Möbel, Bilder und Details. Der ältere Mann hat auch eine Gabe die für ihn gleiche Leier recht lebendig zu erzählen.
Man erfährt zum Beispiel, daß so ein typisches Haus zu den damaligen Zeiten eine linke und eine rechte Seite hatte, die durch einen Gang und das Eßzimmer getrennt waren. Die eine Seite war die Frauen-Seite (inkl. Schlafzimmer) und die andere Seite die Herren-Seite (inkl. Bibliothek/Raucherzimmer). Die Küche war normalerweise wegen der Feuergefahr in einem Nebenhaus untergebracht; in diesem Fall jedoch gleich neben dem Eßzimmer angebaut, da ein Spezialherd dafür gesorgt hat, daß das Feuer immer unter Kontrolle war und auch die heiße Asche nichts Böses anstellen konnte.
Im Küchenbereich werden auch heilige Geschirr- und Gläsersammlungen gezeigt. Z.B. gab es früher in Frühstücksfutterpackungen Gratisgläser. Die hat keiner gesammelt und nun bekommt man ein einzelnes nicht unter $1500 und ein ganzes Set nur zu astronomischen Preisen. Jedenfalls ist gerade in dem heiligen Zimmer eine Eidechse am Fenster gehangen und hat sich gesonnt. Der Führer hat sie aber nicht gesehen. 🙂
Ein weiteres Problem war in dem Haus Wasser. Sie hatten weder Wasser- noch Abwasserleitungen. Man mußte alles tragen (oder in dem Fall tragen lassen). Hinter dem Haus hatten sie Zisternen, um wenigstens Brauchwasser nicht so weit tragen zu müssen:
Auf dem Weg zum Eingang trifft man immer wieder auf Pfaue, die in den Gärten frei herumlaufen, oder rumkugeln:
Noch ein schneller Blick auf’s Haus, bevor es den Hügel wieder runtergeht:
Entlang der Wege blühen auch um diese Jahreszeit noch ein paar Blumen:
Ein Erfrischungsgetränkeautomat soll einem das Verweilen leichter machen. Mir hat er nur Zeit geraubt, da er irgendwie nicht funktioniert. Das kann aber daran liegen, daß eine Eidechse das als ihren persönlichen Lebensraum ansieht (die ist so stur, daß ich ihren Schwanz antupfen konnte!):
In Richtung See blüht noch mehr und das zieht auch kleine Schmetterlinge an:
Weiter ging es nach Avery Island, zu Tabasco. Man kann dort die üblichen 0815-Dinge ohnehin nicht kaufen, weil die bei Walmart und Target deutlich billiger sind. Aber es gibt dort doch ein paar Artikel, die man sonst nicht bekommt. Keine Ahnung wie sie so Geschäft machen wollen. Jedenfalls shoppte ich dort ein wenig. Tabasco liegt auch nur wenige Meilen vom Garten entfernt, wenn man so querfeldein wie mein TomTom es ansagt fährt.
Der nächste Stopp führte uns zur Konriko Reismühle. Für die Tour durch die alte Mühle (99 Jahre alt) kamen wir zwar zu spät, aber der dortige Shop bietet auch einige interessante Dinge:
Auf dem Heimweg kamen wir noch bei der Highland Plantage vorbei, die wohl aus Geldmangel in Parzellen geteilt verlauft wird:
Und schon war ein Tag im Cajun Country vorbei. Am nächsten Tag mußte ich aus dem unglaublich schönen Wetter flüchten, Austin, TX war das Ziel.