Es war einiges zu fahren (weil ja der Vortag verkürzt wurde), aber es blieb mehr als nur ausreichend Zeit für das Fort:
Nach ca. 2 Stunden Fahrt kamen wir beim Fort an. Ich hatte schon Bilder auf der NPS-Web-Seite gesehen und war zunächst sehr enttäuscht: Nur ein halbunterirdisches Klo (aber mächtig per Klimaanlage gekühlt) war beim Parkplatz zu sehen. Erst am zweiten Blick entdeckt man das Fort, das über einen kleinen Wanderweg erreicht werden kann. Kalt war es zu der Zeit nicht mehr (die Nacht war wie immer kühl): 34°C, Schatten weit und breit nicht in Sicht.
Also haben wir das Auto mit allen verfügbaren Sonnenblenden verbarrikadiert und los ging es zu Bent’s Old Fort. Bald kommt man an einem kleinen Friedhof vorbei, wo einer von 34 gefundenen Toten namentlich bekannt ist. Ein Fahrer eines Planwagens, der hier an einem Sonnenstich gestorben ist. Sehr tröstlich. Das Fort ist vom Friedhof gut zu sehen, nur leider hat man Gegenlicht:
Gleich vorweg, das Gebäude ist nicht original, es ist ein originalgetreuer Nachbau aus den 70er Jahren. Sie haben sich aber wirklich viel Mühe gegeben und es sieht unglaublich gut aus. Am Eingang werden wir von einem in ‘Originaltracht’ verkleideten Führer abgefangen, ein par Worte über das Fort fallen und dann will er Geld sehen. Ich befriede ihn mit dem NPS Paß und er trollt sich wieder.
Die Geschichte des Forts ist ungewöhnlich, vorallem ungewöhnlich positiv. Zwei Söhne eines Richters wollen in dem damals noch wilden Teil der USA Geschäfte mit Fellhändlern und Indianern machen. Sie wählen diesen Platz für ein ‘Handleskontor’, denn es liegt an einem Fluß (dem Arkensas River), auf dem Santa Fe Trail, ist von mehreren Indianerstämmen umgeben und die Berge für die Trapper sind auch nicht allzuweit weg. Die Indianer haben jede Menge Büffel und Silber zum Handeln. Für Verhandlungen haben die Indianer damals rund um das Fort kampiert:
Natürlich war das rein private Fort auch bewaffnet, denn in der Gegend des absoluten Nichts sollte man seine Waren schon verteidigen können:
Zur Gründungszeit war an der Stelle noch keine USA. Es war freies Gebiet, Texas und Mexico haben aber beide Ansprüche gestellt. Bald schon konnten die beiden Brüder durch gute und vorallem faire Geschäfte das Fort zu einem florierenden Kontor machen. Ein Bruder hat auch eine Indianerin geheiratet und lebte zum Teil in den Indianerdörfern. Das vertiefte das Vertrauen natürlich erheblich.
Am Santa Fe Trail kamen Waren von Mexico, die per Fluß ab Independance nach New Orleans oder New York gekarrt wurden. Das Fort war ca. auf der halben Strecke zwischen Mexico und Independance; ein guter Ort seine Wägen zu reparieren. So sah z.B. ein Planwagen aus:
Das Fort ist im Adobe Stil erbaut. Es zeigt sich, daß es in den Räumen erstaunlich kühl ist, auch wenn es draußen ziemlich warm ist:
Heute kann man alle Räume betreten und einige sind recht hübsch hergerichtet. Zentraler Ort war natürlich der Handelsraum, in dem Waren getauscht werden konnten:
Auch bei den Waren ergaben sich im Laufe der Zeit Änderungen. Waren zunächst Biber- und Bisonfelle der absolute Renner, so waren es später Teppiche und Schmuck. Im Erdgeschoß waren jedenfalls die Lager und Arbeitsräume, gewohnt wurde im ersten Stock:
Bewirtet wurde aber in einem großen Raum im Erdgeschoß (mit direkter Treppe zu den Wohnräumen):
So warm es im Sommer wird, so kalt wird es im Winter. Daher findet man in fast allen Räumen Kamine. Hier die Küche mit angrenzender Speis:
Hier muß ich gleich wieder meine neue Kamera loben, denn ich habe mit Sonnenbrille in der Speis eigentlich garnichts mehr gesehen. Die Kamera kam mit ¼s freihändig gut zurecht. Im Hof steht eine leichte Kutsche:
Im Erdgeschoß gibt es auch zwei Werkstätten: Eine für Metall- und eine für Holzarbeiten:
In anderen Räumen sieht man Handels- und Lagerräume:
Die Räume waren nahezu alle nicht miteinander verbunden, dafür gab es ja den überdachten Rundgang. Hier ein Blick zum Eingang des Forts:
Oben konnte man (wenn man einer der Bevorzugten war) gut wohnen:
Natürlich gab es auch Wachgebäude, zinnartige Gänge und Kanonen:
Auch einen Art Saloon, wo die feinen Herren Saufen und Spielen konnten, gab es:
In Richtung Fluß gab es Ställe für verschiedene Tiere (von Pferd bis Huhn).
Aber noch einmal zur Geschichte: Natürlich konnte es nicht bei einem happy end für alle bleiben. Die zwei Herren haben noch einen ehemaligen Trapper, der zum größten Händler in Taos geworden war, in die Firma aufgenommen. Das war kein Problem, aber die Zeit kam der Idylle nicht entgegen. Texas und Mexico begannen einen Krieg und so wurde das Fort vom Militär übernommen. Bei einem Scharmützel starb einer der beiden Handelsbrüder. Der hinzugekommene Händler wollte das Fort dann an das Militär verkaufen; die wollten aber nichts zahlen. Der Goldrausch brach auch bald aus, Gesindel und Einwanderer fluteten in das neue Land und brachten die Cholera mit. Der verbliebene Händler-Bruder versuchte das Fort niederzubrennen und hat ein neues Fort gegründet. Tja, warum aufbauen, wenn es doch wieder kaputt geht???
Ich bin nach dem Besuch des Forts zum Picknickplatz gefahren und von da erwarteten mich noch 3.5 Stunden Fahrt nach Clayton auf mich. Leider gibt es in der Gegend nur wenige Straßen, sodaß ich ‘mit der Kirche ums Kreuz’ gefahren bin. Spannend ist es auch nicht besonders, auch wenn es National Grasland ist:
Der Abend war dann der erste laue Abend: Beim Schlafengehen hatte es immer noch 20°C. Der nächste Tag führte mich nach Oklahoma.