Heute war eigentlich schlechtes Wetter angesagt. Aber wir standen bei Sonnenschein auf. Von so etwas läßt man sich gerne überraschen. Weniger gut war, daß der Besuch im Mercedes Benz Museum ein wenig komplizierter als erwartet war. Das Museum ist nämlich in der Stadt drinnen. Und was hat Stuttgart??? Eine Umweltzone. Für diejenigen, die jetzt nicht wissen was das ist: Man darf gewissen Bereiche der Stadt nur befahren, wenn man ein Bestätigung von einer erlaubten Stelle hat, daß das Auto gewisse Umweltstandards erfüllt. Diesel-Autos sind in Deutschland gleich mal ganz böse und daher braucht man da mit meinem Auto nicht in die Nähe kommen (Euro 5 wurde 2020 in Stuttgart verboten, es muß 6 und neuer sein). Ich könnte daher auf Umwegen rund um die Stadt fahren, dort einen P+R Platz nehmen und von da mit S-Bahn und Bus zum Museum fahren. Oder, auch gut in tourismusarmen COVID Zeiten: Man verzichtet einfach auf das Museum.
Wir haben am Weg nach Frankreich schon auf einen Münchenbesuch verzichtet, also können wir am Heimweg auf einen Mercedes Benz Museumsbesuch verzichten. Alternative? Sinsheim. Also mal wieder beim nahen Lidl eingekauft (dort wird einem mit dem ganzen Charm eines Deutschen mitgeteilt, daß man erst nach 60 Minuten parken automatisch angezeigt wird) und ab über spannende Landstraßen mit Serpentinen nach Sinsheim.
Dort ist das Parken gratis (Mercedes hätte da gerne was pro Stunde, und nicht zu knapp) und ein IMAX Theater ist auch dabei.
Wir haben gleich mit dem Meeres 3D IMAX angefangen und es war echt gut, obwohl es aus dem Jahr 2006 war. Danach ging es in die erste Halle. Das Museum nennt sich Technikmuseum, wäre aber nach US Art ein Museum of Transportation, da Autos, Motorräder, Flugzeuge, Panzer und Eisenbahnen enthalten sind (das Schwestermuseum in Speyer hat auch noch Boote). Gleich der Anfang: Dragster.
Was haben sie in Sinsheim nicht, was in den USA mehr vorhanden ist: Platz. Daher gibt es nur wenige Flecke, die nicht gefüllt sind. Man muß daher genau schauen, damit man nicht etwas übersieht. Z.B. gibt es natürlich einen klassischen Ford. Es gibt aber auch Muscle Cars, die auf einem Ford T basieren.
Amerikanische Klassiker haben sie so viele, daß sie sie stapeln.
Sie haben auch verrückte Eigenbauten. Ein Tischler hat in mehr als 4000 Stunden einen Jeep mit Fichten- und Kiefernholz nachgebaut. Da er die Maße der Holme aus Traggründen vergrößern mußte, wurde der Rest noch spannender.
Bei den Rennautos gibt es echte aus den USA, aber auch alte und selbstgetunte. Und wenn es Enten sind.
Bei den amerikanischen Klassiker ist einer für Captain Princess dabei. Und weil man Platz nutzen muß, hängen überall Flugzeuge rum.
Ein ganzer Teil der Halle zeigt die verschiedensten Militärfahrzeuge, vom Jeep über den Panzer zur Haubitze. Dazu gibt es auch noch einen ganzen Außenbereich mit Kinderspielplatz. Lustig schaut der Einmannbunker aus; nur drinnen sitzen war wohl nicht so gar arg lustig.
Das geländetaugliche Ding war wohl das absolute Non-Plus-Ultra: Einzelradaufhängung, 4 Rad Lenkung, 2 getrennte Motoren (je einer pro Achse). Das Video zeigt, wo das Ding überall durchkommt. Da es superweich gefedert ist, wird man höchstens seekrank.
Damit die großen Flugzeuge nicht alles zustellen, sind die alle am Dach. Daher sollte man keine Höhenangst zeigen, denn die Wege dorthin sind z.T. ‘spannend’.
Nach einem Kurzstopp zur Kontrolle unseres ‘Passagiers’ am Parkplatz, ging es an verschiedenen Dampfwalzen vorbei in die nächste Halle. Und dort gleich wieder auf’s Dach zur Concorde und ihrer ‘Schwester’ der Tupolev.
Um ein bißl mehr Action zu haben, stehen die Flugzeuge nicht am Dach, sie haben dort noch echt viel Höhe. Bei der Propellermaschine kann man reingehen, nach vorne gehen und dort mit einem Sack auf die Rutsche, die in ziemlich steilem Winkel in Dunkelheit wieder runter in die Halle führt. Oder man krabbelt über die Wendeltreppe in die hoch fliegende Concorde. Ich bin in die Tupolev rein. Sehr spannend, weil ja schief.
Auf die Tupolev sind sie besonders stolz, weil sie den Transport von Moskau auf dem Landweg organisiert haben. Kleines Schiff –großes Schiff – kleines Schiff – Spezialtransporter – Kran von der nahen Autobahnbrücke.
Einen Ferrari kann jeder haben, hier gibt es eine ganze Fläche davon.
Natürlich haben sie einen voll fahrfähigen Nachbau des Daimler Dreirades.
Sie haben aber auch ein Einradmotorrad. Wenn man sich den Film vom letzten Actionday dort ansieht, wo sie dann solche Dinge tatsächlich fahren, versteht man schnell, warum das Ding nicht so gut ankam.
Der Führer brauchte natürlich auch ein Auto zum Angeben bei Paraden. Er hat das seinen geschätzten Politikerfreunden in anderen Ländern geschenkt und Gauführer durften auch sowas haben. Es wurden trotzdem nur gute 70 davon gebaut. Wer will nicht auch so ein Hitler-Fahrzeug haben?
Andere hatten spezielle Farbwünsche, die Astrid verstehen kann. Und weil sie mal wieder Platznot haben, wurde noch eine ganze Galerie mit Autos eingezogen.
Auch der Ära der Kleinstfahrzeuge für den normal sterblichen Bürger wird gezeigt. Die Dinger hatten dann schon 4-10PS!
Nach dem Weltkrieg durfte Deutschland keine Flugzeuge haben. Daher standen sehr viele Motoren rum. Und schon gab es kranke Speedfreaks, die auf geniale Ideen gekommen sind. Bauen wir doch an die Motoren Räder dran und schauen wir, wie schnell die gehen. Brutus hat btw. einen Hubraum von 46l und holt daraus 500PS. Reicht (getestet 2008) für gute 200km/h!
Wenn man das Regelment nicht genau genug schreibt, kommen seltsame Ideen heraus, die dann auch noch gewinnen. So dieser 6rädige Formel 1 Wagen.
Die dritte Halle ist derzeit mit einer redbull Sonderausstellung sehr wenig voll. Da könnten sie die anderen Hallen entlasten.
Wir haben uns dann langsam zurückgezogen und sind die restlichen Kilometer bis zu unserem Hotel der Herreise gefahren. Es ist günstig, schön ruhig und das türkische Essen ist exzeptionell gut. Alleine dafür sollte man dorthin fahren! Die Strecke führte zum überwiegenden Großteil über Autobahnen ohne Limit. Ich habe daher die Auspuffanlage meines alten Herren gereinigt und habe zum ersten mal mit ihm die 170km/h erreicht. Da war noch Luft nach oben.
Unseren Passagier lassen wir in der Nacht immer im Klo freilaufen. Die letzte Nacht bietet luxuriösen Großauslauf. So groß, daß wir ihn fast verloren hätten. Zumindest haben wir ihn nicht gleich wieder gefunden.
Morgen sollten wir dann auch schon wieder daheim sein; leider früher als geplant, aber was war an dem Urlaub schon normal.