Da der Hurricane schon seine Vorbotenwolken nach Talahassee geschickt hat, sind wir ‘noch schnell’ ins Automuseum gegangen, bevor wir uns auf die Flucht gemacht haben. Beim warmen Gratisfrühstück erfuhren wir aus dem laufenden Fernsehen, daß Sie um 2 Uhr früh weite Teile südlich von Tampa zur Zwangsevakuierung gemeldet haben.
Wir waren uns daher nicht sicher, wie voll die I10 in Richtung New Orleans sein würde. Im schlimmsten Fall hätten wir auf Highway 90 ausweichen wollen, aber das hätte die Fahrdauer erheblich verlängert.
Da wir schon quasi auf der Straße zum Museum waren, haben wir extra die Route ohne Interstate genommen. Ein paar Meter weiter (noch weiter von der Interstate weg) findet TomTom eine etwas kürzere Strecke. Bei Gasselwerk nicht unüblich. Aber wir hätten besser aufpassen sollen. TomTom hat uns die ganze Strecke wieder zur Interstate geleitet und so kamen wir doch über die I10. Bravo.
Das Automuseum hatten wir schon einmal, es ist aber wirklich hübsch. Weil wir mal wieder die einzigen waren, haben wir ein wenig mit der Frau für alles gesprochen. Ja, das Museum gehört nur einer einzelnen Person. Er hat nur einen Mechaniker, der alle Autos reinigt und in Schuß hält. Und ja, jedes einzelne Fahrzeug ist fahrbereit. Nur bei einigen wenigen haben sie das Öl abgelassen, damit es nicht rumsaut. Aber Öl rein und man kann fahren. Im letzten Bild sieht man eine ähnliche Kutsche, wie sie Lincoln hatte.
Weil man natürlich auch über den Hurricane spricht: Ja, das Gebäude ist hurricanesicher. Die Parklandschaft drumrum wird auch Hurricane-Flüchtlingen gratis zur Verfügung gestellt, damit sie dort mit Zelten und RVs bleiben können, bis sie wieder nach Hause fahren können. Da helfen Amerikaner zusammen.
Bei den uralten Autos (noch kutschenartig) haben sie auch Originale. Das Snell ist aus dem Jahr 1900 und ein Schmied hat das ganz alleine in seiner Garage gebaut. 2 Vorwärtsgänge und ein Rückwärtsgang. Bremssystem: KEINES. Da sieht man wieder, was man tun kann, wenn es kein Fernsehen gibt.
Der Eigentümer ist schon steinalt. Das hindert ihn aber nicht immer noch Autos zu kaufen. Im letzten Bild sieht man eine brandneue special edition einer Corvette. Sie kaufen daher auch Hochstände, damit sie Autos übereinander stellen können, denn das Gebäude hat eine endliche Größe. Das erste Bild hat mich btw grübeln gemacht. Hat da jemand die Frau überfahren oder soll es eine reparierende Frau sein… Bei den Schuhen tippe ich aber auf überfahren. Und die Spezialität des schwarzen Autos? Es hatte nach innen versetzte Scheinwerfer. Sie haben in der Praxis gelernt, warum man das sonst nicht macht: Es sammelt sich jeder Dreck inkl. Insekten hervorragend.
Im oberen Stock hat Astrid ihr Lieblingsauto gefunden und man sieht Einzelstücke wie das Lokomotivauto und das Batmobil. Das Batmobil ist btw ein Original und kostet über 1 Mill $.
So ein Amphibienauto hatte Präsident Johnson (in blau). Er fuhr damit gerne Gäste rum, spielte vor, daß er nicht mehr bremsen kann und fuhr in den See. Dann zeigte er, wie toll das Ding auch im See geht. Auch Präsidenten haben das Kind im Manne…
Nach einem Rundblick im Erdgeschoß, ging es ab ins Auto und auf die I10 nach Westen.
Auf der I10 kamen uns ganze Kolonnen an Trucks mit Kränen entgegen. Fahrzeuge die sie nach dem Hurricane brauchen, um die ganzen oberirdischen Elektrokabel wieder zu richten. Wir haben an dem Nachmittag weit über 200 davon gesehen. Laut Frank haben sie selbst auch Champaign 6 geschickt.
Überraschenderweise war auf unserer Seite nicht so gar arg viel los. Wir kamen daher gut voran. Eine Pause bei Buc-Ees war natürlich dabei. Warme Sandwiches (die sind auch teuer geworden) und günstiges Tanken. Ich habe jetzt auch so ein T-Shirt. Sicher gut für Meetings.
In New Orleans hat uns der TomTom natürlich genau über die Strecke geschickt, wo der KOA in seiner Anfahrtsbeschreibung sagt, man soll auf keinen Fall so fahren. Für ein Auto geht es eh, für ein großes RV könnte es am Bahnübergang blöd enden. Auch der KOA hat COVID für Verbesserungen genutzt. So war auch Astrid wieder wesentlich glücklicher mit dem Platz. Motels, wie sie schon geschaut hat, waren zu dem Zeitpunkt nicht leistbar (oder hatten keinen gratis Parkplatz dabei).
Wir wollten mal noch schnell einen Abend in New Orleans verbringen. Da ist die Fahrt zur Tram und dann eine gute Stunde mit der Tram nicht so toll. Also sind wir mit dem Auto rein. Natürlich waren wir schlau und haben vorher geschaut welcher Parkplatz was kostet. Wir haben daher den günstigeren genommen, der am hinteren Ende der Innenstadt liegt. Dort angekommen war der Platz überraschend leer und der Preis war völlig irre. Man lernt also, daß die Preise ständig wechseln und man sie quasi sofort online buchen muß. Also sind wir zu unserem bekannten Parkplatz gefahren. Nur war Astrid da nicht darauf vorbereitet und fand die Adresse nicht im TomTom. Das hat uns dann ein paar Extrarunden gekostet.
Dafür kommt man quasi direkt am Jackson Square raus bzw. hat einen super Blick auf den Mississippi. Toll, wenn da noch der berühmte Raddampfer gerade ablegt.
Dazwischen fährt btw eine der alten Tramlinien entlang des Mississippis. Nur nicht überfahren werden.
Weit kamen wir nicht, weil man kommt direkt beim Café du Monde runter. Normalerweise muß man da – egal um welche Uhrzeit – Schlange stehen um reinzukommen. Aber COVID hat offenbar New Orleans wieder voll getroffen. Das Café war praktisch leer. Das könnte auch erklären, warum alle Parkplätze praktisch leer waren. Da ich mich entschlossen hatte in der Nacht nicht mit großer Kamera durch die Gegend zu rennen, sind wir nur mit den Handies bewaffnet gegangen. Um zu sehen, welches Handy wie tut, hier ein Vergleichsfoto, das wir Schulter an Schulter aufgenommen haben. Links Samsung, rechts Sony. (genauso wie oben Mississippi Samsung, Jackson Square Sony)
Bevor wir ins Café gingen und dort die Beignets gegessen haben. Man muß ja eine Tradition seit der Hochzeitsreise aufrecht erhalten.
Da wir bei Buc-Ees die Sandwiches genossen haben, mußten wir mit einer anderen Tradition brechen: Wir waren nicht in ‘unserem’ Restaurant essen. Wie wir dort waren, haben wir uns fast geärgert, denn es war echt leer und die sonst unmöglich erreichbaren Fensterplätze waren frei. Schade, aber nicht hungrig essen gehen macht keinen Spaß.
Die Innenstadt war auch echt leer. Es war eigentlich wieder so schlimm wie nach Kathrina. Wenn nicht noch leerer. Nirgends Straßenkünstler, weil auch nirgends Touristen. Gerade in der Bourbon-Street in den vorderen Blocks war ein bißl was los. Rund um die Kirche ist es völlig tot. Da haben selbst die Shops zu.
Astrid hat sich vorgenommen, länger bei den Straßenkünstlern zu stehen und mich auf Fototour zu schicken. Das haben wir schön bleiben lassen, denn das Wohlfühlgefühl hat sich in der Innenstadt nicht gefunden. Eher achtet man darauf nicht bestohlen oder beraubt zu werden. Da war es keine Option Astrid alleine zu lassen. War aber auch nicht notwendig, weil es gerade mal eine schwache Straßenband gab. Und maximal 10-Jährige, die auf Plastikkübel getrommelt haben, um ein bißl Geld zu bekommen. Auch die ganzen In-Lokale waren von außen gesehen ziemlich leer. Traurig.
Der Plan am nächsten Tag noch einmal in aller Gemütlichkeit ins Stadtzentrum zu kommen, war damit dahin.