Ich war schon ein paar mal in New Orleans, das erste mal 2000. Viel hat sich geändert aber es wird immer schwerer, etwas Neues zu finden. Heute waren wir dabei aber sehr erfolgreich.
Das Wetter ist wegen dem Hurricane super: 28°C ohne jeden Ansatz einer Wolke, nur ultrablauer Himmel. Die Nachrichten vom Hurricane sind aber extrem beunruhigend: Cat 4, höchste Sturmflut seit 100 Jahren. Und er zieht langsam.
Wir haben unseren Tag jedenfalls mit Geschichte begonnen. Wir sind zur Whitney Plantation gefahren, die sich besonders die historische Aufarbeitung des Sklaventhemas zur Aufgabe gemacht hat. Beim Visitor Center hat man eine schöne Aussicht.
Mit Audio Guides bewaffnet sind wir von Station zur Station gegangen. Dabei mußten wir feststellen, daß das nicht eine Plantage und ihre Geschichte ist. Sie haben vielmehr alles aus der größeren Umgebung zusammengetragen, weil es eben so ähnlich war. Diese Kirche wurden ihnen z.B. geschenkt, denn Religionsfreiheit hatte ein Sklave ohnehin nicht. Sieht aber nett aus.
Bei anderen Plantagen sieht man das Original Herrschaftshaus und wie die reichen Leute lebten. Hier ist das Herrschaftshaus eher klein und innen völlig leer.
Auch äußere Gärten oder Eichenwege sind hier nicht vorhanden. Dafür erklärt der Audioguide, daß die Sklaverei nach dem offiziellen Ende eigentlich erst so richtig losging. Denn die nun freien Sklaven hatten ja absolut nichts. Sie durften daher da wo sie immer schon waren gegen Lohn arbeiten. Dafür wurden ihnen Dinge wie Essen oder häusliche Unterkunft verrechnet. Und das so geschickt, daß sie mit der Zeit immer mehr Schulden anhäuften und nie wegkamen. Das Prinzip ist auch aktuell in China sehr in. Da hat sich nicht viel geändert.
Die Küche für die Herrschaft war natürlich außen, damit die Wärme nicht ins Haupthaus kam bzw. wenn die Küche abbrennen sollte, das Haupthaus nichts abbekommt. Gekocht wurde dort nur für die Herrschaften, die Sklaven kochten selbst auf offenem Feuer vor ihren Hütten. Auf diesem Weg wurden auch die creolischen Spezialitäten wie Gumbo, Jambalaya und Co aus Afrika importiert.
Der Wert von Sklaven wurde natürlich von ihren Fähigkeiten abgeleitet. Wenn man also z.B. Schmied oder Fassbinder war, war man ein sehr teurer Sklave. Solche Sklaven hatten auch die Chance, eigenes Geld durch Extraarbeiten zu verdienen und sich irgendwann selbst freizukaufen.
Ein Gefängnis gab es auf Plantagen nicht. Machte auch keinen Sinn, denn Bestrafungen sollten öffentlich sein. Also auspeitschen, verstümmeln, Brandmarken, … Dieses Ausstellungsstück zeigt, in welchen Containern man die Sklaven verkauft hat.
Die Sklavenhütten dieser Plantage waren nur aus Holz (2 echte haben sie noch). Daher war es im Sommer ur heiß und im Winter a*** kalt.
Der schlimmste Job auf dieser Plantage war die Herstellung von Zucker. Das Zuckerrohr mußte geschnitten werden. Gefährlich, weil man mit Macheten rumhantieren mußte und im Zockerrohr jede Menge Viecher (von Alligatoren bis Schlangen) rumliefen. Dann mußte das Zeugs flott zu den Kochern kommen, denn Zuckerrohr verfault sehr schnell. Bei den Kochern wurde das Zuckerrohr ausgepreßt (da war schnell mal ein Arm oder eine Hand ab) und der Saft wurde in 4 Stufen in Kesseln (die ‘Helme’ oben) gekocht, bis der Zucker kristallisiert war. Rund um die Uhr rühren und kochen.
Und weil es für die Herrschaft zu mühsam war, sich um all sowas zu kümmern, hatten sie einen Angestellten, der die eigentliche Herrschaft über den Betrieb hatte. Der hat sich dann Driver genommen, selbst Sklaven, die alle anderen Sklaven (Field Hands, Köchin, persönliche Diener, …) zur Arbeit angetrieben haben. Bis sie in dem einen oder anderen Tumult mal selbst gekilled wurden.
In der Gegend gab es btw 1811 einen Aufstand der Sklaven. Sie wollten ihre eigene freie Nation gründen. Das ging aber weniger gut aus. Sie selbst haben nur einen Sohn eines Plantagenbesitzers getötet und beim Marsch auf New Orleans wurden sie dann niedergemetzelt. 65 haben sie sogar gefangen genommen. Die wurden dann auf ihre Plantagen gebracht, dort öffentlich zur Abschreckung gefoltert und schlußendlich geköpft. Und damit man das nicht so schnell vergißt, wurden die Köpfe gut sichtbar aufgespießt. Sie schreiben hier von Helden, gebracht hat es aber wohl nur denjenigen etwas, die bei den Tumulten verschwunden sind und als verschollen galten.
Insgesamt eigentlich sehr wenig original, wenige Details und der Gegenwert für den Eintritt ist fraglich. Man sieht wenig Gebäude oder Einrichtungsgegenstände, die Erzählungen sind sehr oberflächlich. Sie sind halt auf ihre Datenbank mit 107000 eingetragenen Sklaven stolz, aber davon habe ich wenig.
Weiter ging es in den Jean Lafitte National Historic Park & Preserve. Da gibt es zur besseren Verwirrung mehrere Orte, das Hauptquartier ist z.B. am Jackson Square mitten in New Orleans. Wenn man aber beharrlich genug ist, dann findet man auch das Preserve. Die Ranger sind nett und erklären was man tun kann. Und das ganze gratis.
Wir haben den Boardwalk genommen, den sie dort aber echt ernst nehmen. Mehrere Meilen an Boardwalk um genau zu sein. Einige sind aktuell wegen Renovierung geschlossen. Wie wir jetzt wissen, sind auch die anderen in sehr fragwürdigem Zustand. Aber egal wie sicher oder toll der Boardwalk ist, man sollte ihn sich geben. Denn die Umgebung ist extrem genial.
Überrascht hat uns, daß wir auf der ganzen Runde nur einen Vogel gesehen haben und auch nur wenige gehört haben. Aber sonst ist das Licht einfach toll gewesen und man weiß nicht, wohin man zuerst schauen soll.
Beim Rückweg haben wir dann doch noch einen mittleren Alligator gefunden. Dem waren wir völlig egal, er lag direkt neben dem Boardwalk im Gras.
Unser letzter und dritter Teil war eine Autotour durch den Garden District von New Orleans. Da wo sie $25 für einen Fußtour verlangen, sind wir mit dem Auto gefahren. Die Häuser und Bäume sind echt hübsch, aber ich als Fahrer hatte meine Mühe, daß Auto nicht in einem Loch in der Straße verschwinden zu lassen. Denn die Straßen sind dort fürchterlich. Astrid meinte, sieht aus als hätte man ihren Kindern im Kindergarten Teer zum Spielen gegeben.
Das Abendessen war heute endlich wieder von unserem Grill: US Steak vom Angus Rind. Neu für uns ist es, daß es am Abend kühl wird. Hatten wir bisher eher so 28°C Tiefstwert, geht es hier auf 20 oder so runter. Da braucht man eigentlich schon ein Jäckchen.
Morgen geht es noch ein Stück in den Westen: Lafayette ist das Ziel.