Etwas fast unglaubliches hat uns in der Früh aufgeschreckt: Kein Prasseln von Regen am Dach! Also aufstehen, anziehen, AN DECK gehen und ablegen. Steuern wieder von außen. Mal was ganz anderes. Warm war es nicht, aber man konnte überleben. Es hat natürlich noch rumgezogen, der Wetterbericht hatte Sonne auch erst ab Mittag versprochen. Die nächsten Schleusen waren fast einfach und schnell erledigt. Damit wir es auch sicher noch in der Mittagspause zu unserer Locaboat-Endstation schaffen würden, hat auch Astrid wieder gekurbelt.
Die Gegend im Loiretal ist deutlich besser ‘beinander’: Die Häuser sind schön renoviert, jedes Dorf hat eine Anlegestelle, wo auch noch auf einer Karte die Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten angepriesen werden. Sie bemühen sich hier echt.
In der vorletzten Schleuse vor der Mittagspause mußten wir warten, weil ein zweites Boot nachkommen sollte. Die Kommunikation ist hier btw. extrem spannend, weil praktisch niemand auch nur ein Wort englisch spricht. In der letzten Schleuse wurden wir ‘mit Händen und Füßen’ gebeten das Boot hinter uns vorbeifahren zu lassen, weil die wollten noch unbedingt die Schleuse an der Abzweigung zu unserer Station passieren (während wir gerade davor in den kleinen Seitenkanal abbiegen wollten). War für uns ok.
Dompierre ist noch recht aktiv und industriell, daher ist es auch nicht ganz so lauschig. Am Hauptkanal hat man das an der Abzweigung.
Der Zweigkanal ist echt schmal und auch sehr seicht.
Nach guten 20 Minuten iwar die Locaboatstation erreicht. Der Anlegebereich sieht ja nett aus…
… aber gegenüber ist es weniger lauschig. Da hatten wir schon viel schönere Stationen. Aber wir wollten heute nur Wasser aufnehmen und gleich wieder losfahren. Wir wissen aber auch, die letzte Nacht verbringen wir nicht in der Station, sondern im Wald vor der Fabrik. Unser Auto steht wenigstens auch schon am Parkplatz und wartet auf uns.
Also gleich wieder den Seitenkanal raus und schon stehen wir vor der Schleuse, die die vor uns noch geschafft haben. Ist mit Ampel, also tippen wir auf automatisch. Nur da ist kein Pömpel… Astrid steigt aus, sucht und ruft mal wieder wen an. 10 Minuten später kam der Schleusenwärter, der uns gebeten hat die anderen vorzulassen, war verwundert, daß wir wieder aus der Station gekommen sind (er dachte offenbar, wir geben dort das Boot zurück) und schleust uns durch die automatisch aussehende Schleuse (Man stelle sich die Unterhaltung vor, da der Schleusenwärter kein Wort Nicht-Französisch gesprochen hat).
Die Sonne kam wie versprochen langsam raus, sodaß wir recht fröhlich weiterfuhren. Die Strecke wird von einigen Bächen gekreuzt, die mit Minibrücken überspannt werden.
Es gibt auch ‘Künstler’, die ihre Umgebung dekorieren. Man könnte sie auch Messis nennen.
In der nächsten Schleuse gab es ein Wiedersehen mit dem Boot, das uns unbedingt überholen wollte. Da waren wir wieder, nur die Reihenfolge war verdreht. Der Fahrer konnte halbwegs fahren (auch wenn er jedes einzelne Schleusentor beim Rein- und Rausfahren kräftig touchiert hat), aber sie redeten auch gerne. Das hat uns wohl einiges an Zeit gekostet, denn Schleusenwärter brauchen viel Ansprache… Obwohl der Kanal hübsch gepflegt wirkt, liegen immer wieder ganze Bäume im Wasser. Sind wohl Aufmerksamkeitstests, wie die eine oder andere Engstelle.
Bei immer sonniger werdendem Wetter ging es gut voran, nur der Wind war doch ziemlich kühl. 19°C sind halt kein T-Shirtwetter (außer für ganz wenige Menschen).
An einer der nächsten Schleusen haben wir dann 45 Minuten gewartet. Der Schleusenwärter hat auf ein entgegenkommendes Boot gewartet, das aber nie kam. Wir haben es später an der nächsten Liegestelle gefunden. Wohl auch so ein Kommunikationsproblem mit dem Schleusenwärter. Astrid ist ausgestiegen, um rauszufinden was los ist, und hat diese Riesenraupe gefunden.
Irgendwann war auch die Schleuse geschafft und es ging in Richtung Abzweigung. Wir haben uns aufgrund der bisher ausgelassenen Fahrzeiten (2 Vormittage und einen ganzen Tag) dazu entschlossen, daß es wenig Sinn macht den Canal Central anzufangen und wir haben uns für den Stichkanal Canal de Roanne à Digoin entschieden. Der Kanal geht weiter entlang der Loire bis nach Roanne, wo sie dann nie weitergebaut haben (obwohl geplant). Bis dahin tuckerten wir dem anderen Boot hinterher, immer wieder einen Blick auf die nicht schiffbare Loire erheischend.
Das war quasi das Abschiedsfoto von unserem Boot des Tages, denn die sind weiter in den Canal Central gefahren, wir sind abgebogen.
Die Schleusen auf dem Kanal wurden noch im Plan den Kanal weiterzubauen vergrößert und mit damals neuester Technik auf große Hubhöhen umgerüstet. Wir sehen die erste Schleuse und es hat alle Anzeichen von Automatikschleusen, inkl. der Seilpömpel. Aber weit gefehlt, offenbar sind das gewerkschaftlich abgesegnete automatische Schleusen, denn die können nur von Schleusenwärter_innen bedient werden. Damit hat man zwei Dinge vereint: Wenig motivierte Schleusenwärter_innen mit extrem langsamen Schleusen. Geht doch sicher nicht besser!
Die Häuser sind super renoviert und es scheint in der Gegend üblich zu sein, Natursteine oder Ziegel ein wenig aus der Fassade herausschauen zulassen. Nicht hässlich.
Wir kamen aus der Schleusenkombination Mensch/Automatik heraus nur 2 von 3 Schleusen bis zu einem 18km schleusenfreien Stück (die nächste Schleuse wäre eine halbe Stunde vor 19 Uhr nicht mehr 100% sicher bis 19 Uhr absolvierbar gewesen-meinte zumindest die Schleusenwärterin). Also liegen wir auch nicht hässlich in einem Wäldchen in der Nähe des Dörfchens Les Blancs.
Mal sehen ob wir morgen bis zum Ende des Kanals kommen, dann ginge sich die Stadt Digoin am Rückweg gerade noch aus.